Interviews mit Geschäftsführung und Künstlerischer Leitung

Play17 Creative Gaming Festival

Andreas Hedrich – Geschäftsführung

Was ist das PLAY – Creative Gaming Festival?

Beim Creative Gaming Festival geht es ums Selbermachen und Experimentieren, um Austausch, um den Spaß am Spielen, um Inspiration und vor allem um Gemeinschaft. PLAY18 ist die Plattform für alle, die sich für Games begeistern – sei es in ihrer Freizeit oder beruflich.
Workshops, eine spielbare Ausstellung, internationale Gäste, Diskussionsrunden und Vortragsformate, außergewöhnliche Kunstaktionen und der internationale Creative Gaming Award sind nur einige der vielfältigen Programmpunkte von PLAY18. Das PLAY – Creative Gaming Festival findet in diesem Jahr vom 1. bis 4. November im Herzen Hamburgs statt – und das bereits zum elften Mal.

Und was ist das Besondere an dem Festival?

PLAY ist wichtig, um sichtbar zu machen, dass Games zur Leitkultur gehören. Sie erzählen Geschichten, geben Impulse und regen kreative Prozesse an. Sie beeinflussen andere kulturelle Formen, wie das zeitgenössische Theater oder die bildende Kunst, und bieten diverse Anlässe, um partizipativ zu werden.
Games sind keine Aliens. Sie sind aus unserer Kultur heraus entstanden und befriedigen das Grundbedürfnis der Menschen, zu spielen, sich auszuprobieren und in andere Rollen zu schlüpfen. Und da kommt das Creative Gaming Festival mit einem Programm, bei dem man verstehen kann, was mit der digitalen Spielkultur gemeint ist! Hier kann man alles anfassen und ausprobieren.

PLAY gibt es nun schon elf Jahre, warum hält sich das Festival so gut und wie geht es weiter?

PLAY ist jedes Jahr wichtig und das nicht nur an den Tagen des Festivals, denn es greift Veränderungen auf. Nur wer an Systemen bastelt und sie weiterdenkt, kann auch Veränderungen herbeiführen. Möglich wird das durch den weltweit einzigartigen multidimensionalen Ansatz. Das Festival greift jährlich ein zentrales Thema auf, das eine hohe gesellschaftliche Relevanz aufweist, um innovativ und wegweisend zu bleiben. Dabei ist Wachstum nicht das vordergründige Ziel des Festivals, sondern vielmehr die langfristige Verankerung von bildungsrelevanten Themen, lustvoller Kunst und kultureller Auseinandersetzung. So ist PLAY18 zwar etwas kleiner, auch bedingt durch weniger staatliche Mittel, dafür wachsen die Projekte und Möglichkeiten für Hamburger*innen, sich mit Creative Gaming zu befassen. So haben z. B. die Bücherhallen Hamburg die Kooperationen im Rahmen der ComputerSpielSchule Hamburg gerade verlängert.

Dieses Jahr gibt es weniger öffentliche Förderung, warum?

Es ist schwer einzuschätzen, was aber deutlich wird: Wir decken mit unserem Programm und den kreativen Ideen viele Bereiche ab und geraten dadurch auch immer wieder zwischen die Zuständigkeitsbereiche verschiedener Behörden, die sich die Verantwortung zuschieben. In diesem Jahr sind wir genau in diesem Bermudadreieck gelandet. Wir glauben aber fest daran, dass die Verantwortlichen in der Stadt daran arbeiten, dass das größte Festival seiner Art auch in Hamburg gehalten werden kann.
 
 
Christiane Schwinge – Künstlerische Leitung

PLAY18 steht unter dem Motto „Ready Game Change – Create a New Tomorrow“ – wie können Spiele die Zukunft verändern?

Derzeit sind wir umgeben von gesellschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Umbrüchen. Mit dem diesjährigen Festivalthema wollen wir Antworten auf die Frage finden: Wie wollen wir leben und welche Rolle spielen dabei Games? Dieser Frage nähern wir uns spielerisch, diskursiv, performativ, interdisziplinär, intergenerativ und nicht zuletzt mit jeder Menge Spaß. Wie können Spiele zu mehr Gerechtigkeit beitragen? Wie können globale Themen wie beispielsweise der Klimawandel mit Games erfahrbar gemacht werden? Was braucht es, um Spiele für wirklich alle Menschen zu designen? …sind einige der zentralen Fragestellungen des diesjährigen Creative Gaming Festivals. Die letzten Jahre haben immer wieder gezeigt, dass unsere Besucher*innen das Festival nicht zuletzt wegen der offenen Atmosphäre und des Austauschs mit anderen so sehr schätzen. Daran knüpfen wir auch bei PLAY18 wieder an und sind sehr gespannt auf die Diskussionen, die sich fernab des offiziellen Programms im Publikum entwickeln werden.

Und wie wirkt sich das auf das Programm aus?

Wie in jedem Jahr zieht sich das Motto wieder wie ein roter Faden durch das Festival. In der Ausstellung werden beispielsweise Games und Installationen zu sehen und zu spielen sein, die sich auf verschiedenen Ebenen mit der Frage nach einer besseren Welt und einem neuen Morgen beschäftigen. Das kann sich in der Spielmechanik widerspiegeln, etwa indem man ein Spiel gemeinsam steuert, aber jeder erhält einen anderen Blick auf das Spielgeschehen, so dass man nur zusammen das Ziel erreichen kann. Auf Ebene des Storytellings sind die vielfältigsten Geschichten und Zugänge denkbar: angefangen von gesellschaftspolitischen Themen wie Rassismus, Klassismus oder Migration über Religion bis hin zu Themen wie Liebe, Partnerschaft und Sexualität. Mit dem „Studio Zukunft“ haben wir in diesem Jahr zudem etwas ganz Besonderes ins Festivalprogramm aufgenommen, denn hier können alle ihr eigenes Spiel der Zukunft selbst machen: Game Design, Character Design, Gestaltung der Spieleumgebung und Controller bauen gehören zum Studio Zukunft und zeigen gleichzeitig, auf wie vielen unterschiedlichen Wegen man sich mit Games auseinandersetzen und kreativ werden kann. Auch die Speakers‘ Corner haben wir angesichts des diesjährigen Festivalthemas eigens entwickelt. Eine Bühne, bei der jede*r das Wort ergreifen und die eigenen Themen in Bezug auf Games loswerden und teilen kann. Dafür kann man sich im Vorfeld Slots buchen.

Daneben wird das Thema auch in den vielen Workshops und Diskussionsrunden eine Rolle spielen sowie bei der Eröffnung, bei der es eine Performance des FUNDUS THEATER gibt, zu der wir im Vorfeld allerdings nichts verraten.
 
 
Vera Marie Rodewald – Künstlerische Leitung

Welche Programmpunkte erwarten die Besucher*innen des PLAY – Creative Gaming Festival in diesem Jahr?

In diesem Jahr stellen wir uns die Frage, wie wir die Welt gemeinsam besser machen können. Das wollen wir mithilfe von Games und Game Design Tools herausfinden. Das Tolle dabei ist, jede*r kann seine Ideen für Spielewelten oder Spielfiguren von morgen einbringen. In unserem „Studio Zukunft“ können Festivalbesucher*innen jeden Alters an fünf Stationen die ganze Festivalzeit über an Prototypen, Spielfiguren, Controllern und Geschichten feilen und programmieren. Gemeinsam wollen wir so neue Ansätze für spielerische Zukunftsszenarien entwerfen. In der neuen Speakers‘ Corner kommen alle zu Wort. Egal ob Schüler*in, Game Designer*in oder Pädagoge*in – jede*r, der uns einen neuen Blick auf Games gewähren möchte, kann sein eigenes Thema einreichen und vor Ort präsentieren.

Natürlich finden sich im Programm auch altbewährte Klassiker: In unseren Workshops können Spiele programmiert oder Themen wie Religion, Politik, Gender und Games diskutiert werden. Darüber hinaus erlauben uns Experten*innen einen Einblick hinter die Kulissen des Game Design und berichten aus ihrem Berufsalltag. Auf der PLAY Couch werden die unterschiedlichen Perspektiven des Festivalmottos „Ready Game Change – Create a New Tomorrow“ diskutiert.

Welche Besucher*innen erwartet ihr?

PLAY ist ein Festival für Macherinnen und Macher, für Spielerinnen und Spieler, für Visionäre, für Neu- und Umdenker*innen. Aber PLAY ist auch ein Ort für alle, die neugierig sind und sich noch immer fragen, was an Games so faszinierend ist. Lehrkräfte lernen Games als neue Arbeitsmethode kennen. Jugendliche entdecken, wie man Spiele selbst programmiert. Studierende erfahren, dass Games nicht nur eine Wissenschaft für sich sind. Und nicht zuletzt richtet sich PLAY an Menschen, die Kultur lieben!

In diesem Jahr werden rund 8.000 Besucher*innen erwartet. Ausgehend von der Verteilung im vergangenen Jahr sind darunter ca. 1.500 Schüler*innen, 600 Lehrende, 1.200 Studierende und 1.500 Menschen aus der Gamesbranche.

Das Festival findet an etablierten Spielorten für Hamburger Kultur statt. Welche Bedeutung hat dies für das Festival?

Wo Kultur sichtbar wird, ist PLAY zu Hause. In der Zentralbibliothek, der Barlach Halle K und dem Hühnerposten heißt es vom 1. bis 4. November: Games ausprobieren, entwickeln und diskutieren! An diesen drei Spielorten und in unmittelbarer Nähe zum Hamburger Hauptbahnhof findet in diesem Jahr das Creative Gaming Festival statt. Wie immer haben wir ungewöhnliche, unterschiedliche und überraschende Orte gesucht, an denen Games normalerweise nicht unbedingt zuhause sind.

Ihr sprecht immer von Bildung, aber Games machen doch Spaß, wie passt das zusammen?

Games sind vor allem eines: ein Experimentierfeld. Spielend können wir in andere Rollen schlüpfen, fremde Welten durchdringen und die Grenzen der Realität überschreiten. Die Dinge von einer anderen Seite betrachten, indem wir Perspektiven wechseln und diese Erfahrungsräume selbst gestalten, sind ein wichtiger Motor für Bildungsprozesse. So lautet das Motto von Creative Gaming „Mit Spielen spielen!“ und das heißt, zu erleben, wie man digitale Spiele verändern, manipulieren, kreieren und weiterentwickeln kann. Die Rolle von digitalen Spielen wird insbesondere in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur in den Blick genommen.

Wie ist PLAY18 aufgebaut?

Das Festival startet am Donnerstagabend (1. November) mit der großen Vernissage (Barlach Halle K) und einer Performance in Kooperation mit dem FUNDUS THEATER (Hühnerposten). Am Freitag (2. November) und Samstag (3. November) finden diverse Workshops, u. a. zum Thema Game Design und Storytelling, statt. Am Sonntag (4. November) lädt PLAY zum gemeinsamen Spielen in die Ausstellung, die an allen Tagen in der Barlach Halle K auf die Besucher*innen wartet. Daneben gibt es Performances, Diskussionsrunden und ein unterhaltsames Abendprogramm, z. B. die Verleihung des Creative Gaming Awards.
 
 
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